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Rede von Heinz Lemmens sen. vor dem Rat am 22. Juli 1971




Herr Oberbürgermeister, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Mein Name ist Lemmens, ich komme vom Bürgerverein Köln/Rheinkassel-Langel-Kasselberg. Das sind die drei kleinen Orte, die den wesentlichen Beitrag leisten sollen, zu dem so gepriesenen Plan, der uns heute hier offeriert wird.

Ich möchte eingangs einmal feststellen, dass ich mich zunächst - auch im Namen der Herren die mit uns gekommen sind - herzlich bedanken möchte, für die Einladung und für die Information, die man uns hier zuteil werden lässt.

Aber wie sieht die Information aus, und was ist eigentlich Neues jetzt an uns heran getragen worden? Neu ans uns herangetragen ist eine bittere Tatsache: Die Planung braucht günstigenfalls noch 1 ¼ Jahre ehe sie überhaupt in der Lage ist, endgültig zu sagen, was aus diesem Raum geschieht und wie er verplant werden soll. Ich habe das so verstanden. Das heißt also für uns, für die Bevölkerung, die schon seit Jahren einen Zustand mitmacht, den man in Worten kaum schildern kann - es kann nur der zum Ausdruck bringen, der es am eigenen Leibe tagtäglich erlebt - dass an Häusern und Grundbesitz keine wertsteigernden Maßnahmen vorgenommen werden dürfen, wie schon seit Jahren, dass die Gewerbebetriebe nichts unternehmen dürfen, um gegenüber ihrer Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben, wie den Ausbau von Automation in Landwirtschaft und Gärtnereien. Wir haben brachliegende Parzellen, die längst eine gute Verzinsung brächten, hätten wir nicht das Dilemma dieses Planes, der ständig über uns schwebt.

Das mögen bei den Behörden alte Kamellen sein, weil wir es seit Jahr und Tag sagen. Aber eines nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Wir sind nicht länger gewillt, auch weiterhin das Lamm zu spielen, das man offenbar aus uns gemacht hat. Es geht einfach nicht mehr! Wir sind am Ende der Kraft, und die Leute sind auch am Ende der Aufnahmefähigkeit. Machen Sie doch mal einem Normalverbraucher klar, - meine Herren von der Verwaltung, es ist für Sie etwas normales, aber sagen Sie es mal einem Normalverbraucher - dass, wenn er baut, er ja zuerst den Bauantrag stellt und das Gelände sondiert, bevor er etwas unternimmt, es aber beim Rat und bei der Stadt anders ist. Die machen Veränderungssperren und fangen dann an das Gelände zu sondieren. Und unter diesem Sondieren hängt die Bevölkerung seit Jahren in der Luft und zwar der Gestalt, dass es einfach schon an die Existenzen und an die Gesundheit der Bevölkerung geht. Ich dramatisiere nicht. Wenn Herr Stadtdirektor Baumann ausführte, dass eine erhebliche Anzahl von qm erworben wurde, dann mag das für die Stadt erfreulich sein. Ich möchte es einmal so formulieren: Dass die Kleinen immer geprügelt werden, während die große Grundbesitzer offenbar über bessere Informationen verfügen, um rechtzeitig auszusteigen. Das sind aber auch die, meine sehr verehrten Damen und Herren, die nicht zu den treuen Kölner Bürger zählen, denn die haben bestimmt ihren Bungalow woanders stehen. Das sind die, die mit ihrem Geld, was sie gemacht haben, rausgehen aus der Stadt. Der kleine Mann, der also heute auf die Entscheidung des Rates wartet, muss letztlich also wieder tiefer in die Tasche greifen, wie immer und für all die Dinge zahlen, die Ihnen bekannt sind, siehe Städtebauförderung und Steuerreform. Es kommt noch soviel, was in den Komplex mit hinein spielt, auch die Versteuerung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes bei den kleinen Landwirten, die heute noch bei uns große Bedeutung haben. Das alles muss man einmal in Betracht ziehen, wenn ich sage: Der Zustand wird derart erschreckend, er wird unerträglich!

Was mich natürlich sehr erstaunt, das ist, dass hier jeder der Herren Redner schon von einer - ich möchte sagen - Tatsache ausgeht. Wo bleibt die rechtliche Grundlage? Hat der Rat schon entschieden? Sind die Dinge, die uns vorgetragen wurden, letztlich Dinge, mit denen wir uns abzufinden haben oder sind es Vorschläge, die Sie heute oder morgen im Rat machen werden? Wenn die rechtliche Grundlage fehlt, dann wird es sich für meine Meinung erübrigen auf die übrigen Komplexe wie Entschädigung etc. einzugehen. Vornweg im Raum steht doch die Frage: Müssen die Rheinorte weg oder nicht? Und diese Frage ist bis zur Stunde von keinem der Parteien im Rathaus entschieden und insofern möchte ich Sie bitten, auch dies in klarem Text einmal den anwesenden Herren zu sagen.

Ich bedanke mich!


Zusammenfassung: