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Kölnische Rundschau vom 17. Oktober 2012, Autor: Fuchs; Bild: Gauger

Bauer sucht Nachwuchs

Ausbildung zum Landwirt


Auf dem Hof von Christian Fuchs (33) im Kölner Norden macht der 18-Jährige eine dreijährige Ausbildung zum Landwirt. Und das, obwohl niemand in seiner Familie etwas mit Landwirtschaft zu tun hat. Kaiser ist sozusagen Quereinsteiger - und damit ist er nicht allein. Rund 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Auszubildenden in NRW kommen inzwischen nicht mehr von einem Bauernhof, sondern haben sich ohne Vorprägung durch die Eltern für den Beruf des Landwirts entschieden.

"Mir gefällt die Arbeit einfach. Es macht mir Spaß, bei Wind und Wetter draußen zu sein. Wenn ich früher einen Trecker vorbeifahren sah, dachte ich mir, cool, das willst du auch mal machen", erklärt Kaiser. Jetzt steuert er routiniert den tonnenschweren Traktor über das abgeerntete Kürbisfeld, bearbeitet den Boden mit einer Scheibenegge.

Ein Jahr lang absolvierte Manuel Kaiser auf dem Hof ein Schülerpraktikum, kam jeden Donnerstag zum Arbeiten vorbei. Die Mühe hat sich gelohnt: Er bekam einen Ausbildungsvertrag. "Der Junge hat Ausdauer bewiesen. Wenn viel zu tun war, hat er sich freiwillig angeboten, am Wochenende zu helfen", lobt Christian Fuchs.

Der Landwirt leitet gemeinsam mit Vater Gerd (62) den Hof in Rheinkassel, der seit über 250 Jahren in Familienbesitz ist. Auf 55 Hektar Fläche baut er Spargel, Erdbeeren, Getreide, Raps und Kürbisse an. Seine Erzeugnisse verkauft er auch über Direktmarketing und einen eigenen Hofladen.

Zum zweiten Mal bildet Fuchs einen Azubi aus. "Mir macht es Freude, jungen Menschen etwas über Acker- und Gemüsebau beizubringen. Und wenn man selbst ausbildet, weiß man auch, was die Leute taugen." Wer gute Arbeit leiste, habe in der Landwirtschaft beste Berufsaussichten, betont Fuchs. Auf absehbare Zeit werde er auf seinem Hof eine Fachkraft einstellen, und auch bei anderen Bauern steige der Personalbedarf. "Wir haben in der Landwirtschaft einen notorischen Fachkräftemangel. Die Betriebe werden ja immer größer, und die Arbeit der Landwirte wird immer komplexer. Nur mit ungelernten Erntehelfern kann man das nicht bewältigen."

In den letzten Jahren habe die Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft zugenommen, berichtet Andrea Bahrenberg vom Rheinischen Landwirtschaftsverband (RLV). Viele Azubis würden sich nach der Lehre zum Landwirt weiterbilden. "An den Fachschulen der Landwirtschaftskammer NRW haben sich dieses Jahr erstmals mehr als 1000 Fachschüler angemeldet. 2005 waren es erst knapp 700." Möglich sei ein Abschluss als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt oder als Landwirtschaftsmeister, der selbst ausbilden darf. Daran anschließen kann sich ein Studium der Agrarwissenschaften mit dem Abschluss Bachelor, Master oder Diplom-Agraringenieur. "Die Karrierechancen reichen bis zum Betriebsleiter", betont Bahrenberg.

Bis dahin muss Manuel noch viel lernen. Im Winter wechselt er zu einem tierhaltenden Betrieb, um sich mit allen Aspekten der Tierhaltung wie Milchviehhaltung, Schweinemast oder Ferkelerzeugung vertraut zu machen. Da wird es für ihn viel zu tun geben. "Im Winter haben die Tierbetriebe mehr Arbeit als im Sommer, bei uns im Ackerbau ist es umgekehrt", so Christian Fuchs.



Ein Bericht der WDR-Lokalzeit vom 17. September 2012 zum selben Thema: