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Kölner Stadt-Anzeiger vom 12. Februar 2015, Autor/Bild: Waldschmidt

Kleine Wutbürger setzen sich durch

Skaterpark für Langel uns Rheinkassel gefordert

Politik? Nö, dafür interessiere sie sich eigentlich gar nicht. Norah aus Langel, vor wenigen Tagen zehn Jahre alt geworden, schüttelt den Kopf und lächelt schüchtern. Und doch hat sie Ende vergangenen Jahres einen politischen Prozess angestoßen, der gerade langsam Fahrt aufnimmt. Wo er endet, ist noch ungewiss. Sicher ist nur, wann er begann: an einem Abend im September. Da kam sie von einem Besuch bei einer Freundin in Riehl nach Hause und war sauer. „Sie hatte mir erzählt, dass sie immer im Lentpark skatet, da habe ich mich geärgert, weil es in Langel für uns Kinder gar nichts gibt“, berichtet sie. Ihr Ärger war so groß, dass sie aktiv wurde. Sie setzte sich hin und formulierte einen Brief mit der Bitte, auch in Langel oder Rheinkassel einen Skaterpark anzulegen. Das Schreiben, sorgsam in Schönschreibschrift verfasst, schickte sie an Dieter Metz, den Vorsitzenden des Bürgervereins Rheinkassel-Langel-Kasselberg. Mit ungeahnten Folgen: Die Bezirksvertreterversammlung Chorweiler verabschiedete im Dezember einen Antrag an die Verwaltung, sie möge das Anliegen prüfen.

Mit „Ärger“ seien Norahs Gefühle nur unzulänglich beschrieben, erklärt ihre Mutter, die sie zum Spielplatz Am Königsweg/Hitdorfer Fährweg begleitet hat. Norah trägt ihr Skateboard unterm Arm. Skaten ist, neben Fußball, ihre große Leidenschaft, auf Youtube guckt sie sich oft Videos an, probiert die Sprünge dann selbst aus. „Sie hat laut geschimpft, war richtig sauer, ich habe gesagt, ich kann es doch auch nicht ändern, gleichzeitig fand ich ihren Zorn berechtigt, da habe ich ihr geraten, den Brief zu schreiben“, so Norahs Mutter. Es sei leider Tatsache, dass es in Rheinkassel und Langel, mal abgesehen von zwei Spielplätzen, keinerlei Angebote für Kinder und Jugendliche gebe. Auf der Uferpromenade sei zwar Skaten erlaubt, doch fühlten sich die Fußgänger gefährdet.

Zum Pressetermin auf dem Spielplatz hat Norah auch ihre Freunde als Unterstützung mitgebracht: Emily und Geertje, Fabio, Dustin, Marlon und Laurenz, alle zwischen neun und elf Jahre alt. Wutbürger im Mini-Format, die mitgestalten wollen. Sie sind sich einig: Ein Skaterpark soll her. So einer wie im Lentpark im Agnesviertel oder an der Langenbergstraße in Blumenberg. Damit sie endlich nicht mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder sich von den Eltern im Auto hinbringen lassen müssen, bevor sie sich beim Skaten austoben können. Ein Skaterpark vor der Haustür oder wenigstens in fußläufiger Entfernung, das wär’s.

Fabio (9) hat schon ziemlich genaue Vorstellungen, wie der aussehen könnte: „Es wäre toll, wenn der Boden schön glatt wäre, ohne Hubbel, und wenn es genug Platz zum Auslaufen gäbe, auch eine perfekte Schanze zum Abspringen wäre toll.“ Er hat sogar schon eine Preisvorstellung: „Das kostet bestimmt 10 000 Euro.“ Marlon (11) führt weiter aus: „Zwei Schanzen wären optimal, dazu auf dem Boden eine zwei Meter große Stange, um drüber zu springen.“ Als kleiner Junge erlernte er das Skaten auf der Anlage im Rheinauhafen, ein älterer Kumpel brachte es ihm bei. Mittlerweile ist er Stammgast im Lentpark, auch die Halfpipe an der Lohsestraße in Nippes ist ihm vertraut.

Deshalb weiß er, dass es nicht damit getan ist, eine Skaterfläche zu errichten und sie anschließend sich selbst zu überlassen. Nein, sie braucht Pflege und Wartung, die Metallkappen etwa müssen regelmäßig gewachst werden. Marlon bietet also seine Mithilfe an: „Ich würde die Anlage sauberhalten und die Blätter wegfegen.“ Sowieso müssten Mülleimer aufgestellt werden, findet er. Das große Spielgelände Am Königsweg, der einzige Kinderspielplatz in Langel, sei als Standort ideal, vor allem wegen seiner räumlichen Nähe zum Fähranleger. „Dann könnten auch Kinder aus Leverkusen und Hitdorf kommen“, so Marlon. Und noch einen Vorschlag hat er: „Die Anlage müsste aus Flüsterbeton sein, der macht weniger Lärm.“ Denn die Kinder wissen bereits, dass ihr Wunsch nach einer Skateranlage bei den ohnehin lärmgeplagten Anwohnern alles andere als Begeisterung ausgelöst hat. Auf dem Platz treffen sich abends oft Jugendliche. Die Aussicht, künftig vielleicht auch noch die dumpfen Schlaggeräusche von Skateboards im Ohr zu haben, raubt offenbar so manchem schon jetzt den Schlaf. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ allerdings wollte niemand dazu Stellung nehmen.

Den Standort brachten die Politiker ins Spiel. Dieter Metz, Vorsitzender des Bürgervereins, war von Norahs Petition so beeindruckt, dass er sie umgehend an den Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (CDU) weiterleitete. „Ich fand es bemerkenswert, dass eine Neunjährige sich so klar äußert“, sagt Metz. Die CDU-Fraktion griff die Idee auf und formulierte mit ihrem Koalitionspartner, den Grünen, den Antrag. In dem wird der Spielplatz Am Königsweg/Hitdorfer Fährweg genannt, mit der Aufforderung an die Verwaltung, eventuell auch ein Alternativ-Grundstück ausfindig zu machen. Mitte Dezember wurde der Antrag in der Bezirksvertretung angenommen, fast einstimmig, bei nur einer Enthaltung. Die Abteilung Kinderinteressen im Jugendamt ist derzeit damit befasst. Zuständig ist Petra Heinemann, und sie sagt: „Der Spielplatz eignet sich auf keinen Fall, die Wohnbebauung ist dort zu nahe.“

Gleichzeitig stehe sie dem Ansinnen positiv gegenüber. Allerdings, selbst der Bau einer kleinen Skaterfläche bedeute eine hohe Investition und sei daher auf Dauer angelegt. Und in den Rheindörfern gebe es leider kaum geeignete städtische Grundstücke, zumal auch der Wasser- und Naturschutz zu beachten sei. Im Vorfeld der Planung würden die Kinder stets mit ins Boot geholt, um den genauen Bedarf zu ermitteln. Sie lade also die Langeler Kinder ein, sich bei ihr zu melden, so Heinemann.

Was aber, wenn der Wunsch am Ende doch nicht wahr werden sollte? „Dann sind wir richtig traurig“, meint Fabio. Marlon aber will sich nicht so schnell geschlagen geben: „Ich finde, wir sollten eine Unterschriftenaktion starten, es gibt hier bestimmt 500 Kinder, die würden alle unterschreiben.“ Und Emily (9) fällt ein: „Wir könnten auch anfangen, Geldspenden zu sammeln.“