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Kölner Stadt-Anzeiger vom 15. März 2002, Autor: Ute Bäuchl

"Fritz" ist wieder ganz schön fit

Sicherheits-Überprüfung für Rheinfähre von Langel nach Hitdorf

Schiffe müssen auch zum Tüv. Eine Woche dauerte der Rundum-Check bei der Rheinfähre "Fritz Middelanis". Von morgen an ist sie wieder im Einsatz.
"Fritz" stöhnte und ächzte, als er sein Element verließ - und langsam von schweren Stahlseilen auf die Werft gezogen wurde. Fährführer Wolfgang Serve ließ "Fritz Middelanis", so der volle Name, keine Sekunde aus den Augen. "Jeder Handgriff muss sitzen, das machen nur besonders erfahrene Mitarbeiter", sagte Turan Girgin, technischer Leiter der Köln-Deutzer Schiffswerft. Drei Stunden dauerte die Prozedur, dann war die Rheinfähre "Fritz Middelanis" vom Scheitel bis zur Sohle entblößt: Jede Menge Algen, Moos und Muscheln hatten sich am Rumpf festgesetzt. Da war mal eine ordentliche "Rasur" vonnöten.
Alle fünf Jahre muss die 42 Meter lange Fähre, die Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel verbindet, zum Rundum-Check. Was beim Auto in einer knappen halben Stunde erledigt ist, dauert bei einer Schiffsfähre viele Tage, manchmal Wochen. Und auch "Fritz" wurde nichts erspart: Die Lüfterköpfe der Tanks wurden zerlegt, die Anker gecheckt. Mit Ultraschall untersuchten die Schiffsprüfer an etwa 80 Stellen am Rumpf, ob die Schiffswände noch stark genug waren. Feuerwehrschläuche, Löschwasserrohre, Schotten - nichts blieb unberührt. "Die Sicherheit für Passagiere, Crew und Ladung ist oberstes Gebot", betonte Uwe Menz, Betriebsleiter der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK).
Etwa acht Mann leisteten bei "Fritz" zehn Stunden pro Tag Schwerstarbeit. Und auch Wolfgang Serve (42) - seit 20 Jahren Schiffsführer - packte mit an, entrostete, schmirgelte und strich, wo es gerade nötig war. "Wir machen hier alles, was während des normalen Betriebs gar nicht machbar ist."
In der Köln-Deutzer Schiffswerft werden jährlich 150 bis 200 Schiffe komplett überholt, von Fähren und Frachtern bis hin zu Fahrgastschiffen. Mehr als 30 Schiffsbauer, Schweißer, Rohrschlosser und Maschinenschlosser sind auf der Werft hauptsächlich mit Reparaturen und Prüfungen beschäftigt. "Ohne die Schiffsplakette gibt es keine Fahrerlaubnis", erklärt Menz. Werden die regelmäßigen Prüfungsintervalle nicht eingehalten, würden etwa Versicherungen bei Schadensfällen ihre Leistungen versagen.
Bereits seit dem Jahr 1930 verbindet eine Fähre Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel. "Fritz" gibt es schon seit 40 Jahren auf dem Rhein. Das ganze Jahr ist er in Betrieb und höchst beliebt: Insgesamt 188 000 Passagiere, 72 000 Autos, 55 800 Radfahrer und 6500 Motorradfahrer hat die Fähre 1999 über den Rhein chauffiert. Heute ist es endlich so weit, dann fährt "Fritz" in seinen Heimathafen Leverkusen-Hitdorf und kommt von morgen, Samstag, 10 Uhr an wieder zum Einsatz. "Ich freue mich auf das frisch renovierte Schiff", sagt Serve. Von Oktober bis März fährt "Fritz" während der Woche von 6 bis 19.15 Uhr, von April bis September 6 bis 20.15 Uhr. An den Wochenenden ist die Fähre das ganze Jahr über von 10 bis 20.15 Uhr unterwegs. Eine einfache Fahrt kostet einen Euro, mit dem Auto drei Euro.