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Kölner Stadt-Anzeiger vom 24. Februar 2005, Autor: unbekannt

Lieber gleich die große Lösung

Das Land NRW will am Worringer Bruch ein ausgedehntes Überflutungsgebiet schaffen

Klotzen, nicht kleckern, heißt es neuerdings nach dem Willen des Landes NRW beim Bau des Retentionsraums Worringer Bruch. Eine Studie des Umweltamts zur Wirksamkeit von Überflutungsflächen am Rhein ergab, dass an dieser Stelle nur ein großer Polder sinnvoll wäre, wie die Bezirksvertreter aus Chorweiler bei ihrer jüngsten Tagung erfuhren. Ursprünglich sahen die Planungen vor, zunächst eine kleinere Retentionsfläche zwischen Rhein und Bundesstraße 9 zu bauen und diesen Rückhalteraum erst in 20 Jahren nach Westen hin auszuweiten - bis kurz vor Roggendorf/Thenhoven. Um nun von Anfang an die „große Lösung" umzusetzen, sollte das Stadtteilparlament der Änderung des Hochwasserschutzkonzepts zustimmen. Die Politiker, die sich schon seit einigen Jahren mit der zweistufigen Realisierung des Polders beschäftigen, waren von der neuen Planung erstaunt und vertagten ihre Entscheidung.

Der große Retentionsraum soll zwischen Worringen, Roggendorf/Thenhoven, Blumenberg und Langel angelegt werden und im Fall eines Hochwassers bis zu 24,6 Millionen Kubikmeter fassen. Im Norden, Westen und Süden werden Deiche oder Schutzwände angelegt, die bei einem Kölner Pegelstand von zwölf Metern noch den Fluten standhalten. Der Polder wird erst ab 11,70 Meter kontrolliert geflutet und damit „äußerst selten" beansprucht, wie es der Verwaltungsvorlage zu entnehmen ist. Durch die Rückhaltefläche könne der Wasserstand stromabwärts um fast 13 Zentimeter gesenkt werden. „Der Polder hat aber auch schon in Köln Wirkung", erklärt Albert Mahn, Abteilungsleiter bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb). Bis zu 3,6 Zentimeter könne der Wasserstand innerhalb der Stadtgrenze fallen.

Da nicht so sehr die Stadt Köln, sondern vor allem die Gemeinden weiter nördlich von dem Projekt profitieren, hat die Landesregierung die komplette Übernahme der Kosten in Höhe von knapp 30 Millionen Euro „in Aussicht gestellt", heißt es in der Beschlussvorlage weiter. Das Naturschutzgebiet Worringer Bruch, das vollständig innerhalb des Polders liegt, werde entsprechend der Umweltprüfung „Fauna-Flora Habitat" besonders berücksichtigt, so Mahn. Weitere Untersuchungen zur Auswirkung auf die Ökologie oder den Grundwasserspiegel müssten jedoch noch folgen.

Gerade die Frage nach dem Grundwasser beschäftigt die Bürger der angrenzenden Stadtteile. Sie fürchten, dass bei einer Flutung der Grundwasserspiegel zusätzlich ansteigen könnte und ihre Keller voll laufen. Zudem stehen innerhalb des Retentionsraums einige Wohnhäuser und eine Tankstelle. „Die müssten dann mittelfristig verlegt werden", erklärt Mahn. Von der „völlig neuen Planung" fühlten sich die Chorweiler Stadtteilparlamentarier „überrumpelt", wie es SPD-Politiker Bodo Tschirner formulierte. Auch Klaus Koch (CDU) sah „noch Klärungsbedarf." Das Gremium einigte sich darauf, bei einer „öffentlichen Bürgeranhörung", an der auch Hubertus Oelmann, Chef der Stadtentwässerungsbetriebe, teilnehmen soll, offene Fragen zu klären. Die Bürgeranhörung findet am 9. März, 19 Uhr, im Vereinshaus Worringen, St.-Tönnis-Straße 68, statt.