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Kölner Stadt-Anzeiger vom 28. August 2007, Autor und Foto: Oliver Görtz

Schöne Aussicht ade

Deich versperrt den Rheinblick

Mit der schönen Aussicht ist es bald vorbei. Wenn die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) ihre Arbeiten zum Hochwasserschutz am Deich in Rheinkassel abgeschlossen haben, werden die Bewohner des Cohnenhofs nicht mehr den Schiffen auf dem Rhein zuschauen können - sie blicken dann auf eine mannshohe Mauer, die sich nur wenige Meter hinter der denkmalgeschützten Hofanlage erhebt.

Um den Deich standsicher zu machen, wurden Spundwände in den Boden gerammt, die einige Meter über die Deichkrone hinausragen. Die Stahl-Enden werden ummauert. Die Anwohner sind darüber freilich wenig glücklich. Sie fordern, dass die Spundwände hinter ihren Wohnungen zurück gebaut und im Hochwasserfall mobile Schutzwände eingesetzt werden - genau so wird es nämlich beim direkten Nachbargrundstück praktiziert. Zumindest aber möchten die Anwohner statt eines Mauerwerks Glaswände, wie es etwa beim Hochwasserschutz in Sürth angewandt wurde.

„Ich fühle mich in meiner persönlichen Entfaltung eingeschränkt“, zürnt Heinz Breuer. Er ist Besitzer einer rheinwärts gelegenen Wohnung des Cohnenhofs. „Wenn die Mauer steht, können wir noch nicht mal aus dem ersten Stock die Rheinwiesen sehen. Ich müsste ausziehen, wenn das so gebaut wird.“ Er fühlt sich von der Verwaltung schlecht über das Ausmaß des Hochwasserschutzes unterrichtet. Erst, als die Spundwände bereits in den Deich getrieben waren und die Bauarbeiter ihm die spätere Höhe des Walls erläutert hätten, seien ihm die Dimensionen klar geworden. „Die Stadt hat sich nicht die Mühe gemacht, die direkt betroffenen Anwohner persönlich und ausführlich zu informieren“, sagt Breuer. Dann hätte er ein Veto gegen den Mauerbau eingelegt. Nun jedoch ist die Einspruchsfrist verstrichen und der Bebauungsplan rechtsgültig.

„Das Verfahren mit der Anwohnerbeteiligung ist abgeschlossen. Es gab keine Einwände. Nun besteht keine Chance mehr, dies zu ändern“, erklärt Steb-Vorstand Otto Schaaf. Ein gläserner Hochwasserschutz sei am Cohnenhof nicht mehr möglich. „Die Mehrkosten von 100 000 bis 200 000 Euro bekommen wir jetzt nicht mehr bewilligt“, sagt Schaaf. In Sürth etwa, wo solche Glaswände installiert wurden, habe die Steb auf private Grundstücke zugreifen müssen. Um an diese Areale heranzukommen, sei der durchsichtige Schutz hilfreich gewesen: Die Glaswände hätten es erleichtert, bei den Anrainer im Süden „Akzeptanz zu erzeugen.“ Ein Zugeständnis an die Anlieger also, die den Bauplänen sonst womöglich nicht zugestimmt hätten. „Am Cohnenhof war aber das Bauen auf öffentlichen Flächen möglich“, sagt der Vorstand.

Mobile Wände, die nur bei konkreter Hochwassergefahr aufgestellt werden, seien keine Alternative für den Cohnenhof. Deren rechtzeitiger Aufbau bringe die Hilfskräfte an den „Rand ihrer Kapazitäten“, weshalb weitere mobile Elemente nicht zu bewältigen seien, heißt es in einem Schreiben der Bezirksregierung an Breuer, nachdem er sich über den Hochwasserschutz hinter seiner Wohnung erkundigt hatte. Für das Nachbargrundstück sind jedoch offenbar ausreichend Kapazitäten vorhanden. Dort wird eine mobile Wand aufgestellt, da die „Bebauung unmittelbar im Deich liegt“, steht in dem Brief weiter. Auch der Cohnenhof liegt im Deich, allerdings nicht direkt mit der Fassade, sondern mit seinen kleinen Gärten. Da andere Rheinanlieger ebenfalls durch Schutzanlagen beeinträchtigt würden, sei auch die Mauer am Cohnenhof „in Anbetracht des verbesserten Hochwasserschutzes hinzunehmen“, ordnet die Bezirksregierung an. Deren Sprecher Oliver Königsfeld verweist, wie Schaaf, ebenfalls darauf, dass die öffentliche Beteiligung „ohne Einwände abgeschlossen“ wurde.

Die Cohnenhof-Anwohner wollen dennoch nicht aufgeben. Sie prüfen rechtliche Schritte, um den bestehende Bebauungsplan aufzuheben.