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Kölner Wochenspiegel vom 8. Januar 2003; Autor: unbekannt; Fotos: Bernd Bast (alle Fotos)

Wohnen im Strom findet keiner so richtig toll

"Land unter" hieß es auch im Kölner Norden - Der Ort Kasselberg wurde zur Insel im Rhein, die nur per Boot erreichbar war

Die Sonne scheint, es ist bitter kalt und eigentlich wirkt alles so idyllisch. Doch der Schein trügt. Das erste Hochwasser im neuen Jahr bescherte dem Kölner Norden "Land unter". Und wieso oft wurde der Ort Kasselberg zur Insel. Nur per Boot war der Ort zu erreichen. Verantwortlich für den Fährdienst war der DLRG, Bezirk Köln. Am Donnerstag Abend, so Stefan Weyer, stellvertretender Einsatzleiter Einsatz beim DLRG, kam die "Voralarmierung". Am Freitag morgen dann der Alarm. Der Rhein stieg rasant schnell. Davon waren nicht nur die Helfer, sondern auch die in Ufernähe lebenden Anwohner überrascht. Seit Freitag war der DLRG am gesamten Rheinufer mit zirka 170 freiwilligen Helfern im Einsatz. In der Stabsstelle in Poll wurde in zwei Schichten Tag und Nacht gearbeitet. In den Außenstellen, wie in Kasselberg wurden drei Schichten eingesetzt.
Fährdienst und Unterstützung der Feuerwehr mit dem DLRG-Feuerwehrboot, beschäftigte die ehrenamtlichen Helfer. Immer wieder fuhr das Boot auf Anforderung der Anwohner in Kasselberg zu den Häusern. Dort stiegen die Bewohner am Steg ein oder aus.
Besucher wurden "rübergefahren", Hunde zum Gassigehen ans "Festland" gebracht, Pferde mussten versorgt werden, und natürlich der Einkauf getätigt werden. Die Bootsfahrten waren nicht ungefährlich, denn in der brauen Rheinbrühe herrschte nicht nur eine starke Strömung, sondern verbargen sich auch Zaunpfähle und Straßensperren.
Das wievielte Hochwasser es für Margarete Bast, die Wirtin des "Kasselberger Gretchens" war, konnte sie nicht sagen. "Man heult jedes Mal" sagt sie und wenn der Pegel sinkt, dann ist man wieder froh.
Etwa 70 Zentimeter hoch stand das Wasser in der Gaststätte. Am Freitag Abend hatten 15 Leute aus Familie und Verwandtschaft angepackt. Die Schränke wurden leergeräumt und alles möglichst hochgestellt. Mit Stahlplatten und Sandsäcken wurde die Wirtschaft abgeschottet.
Alles mittlerweile Routine und doch, wenn das Hochwasser kommt, dann herrscht zunächst blinder Aktionismus. Da zu diesem Zeitpunkt auch die Hochwasserschutzzentrale nicht ausschließen konnte, dass der Rhein über 10 Meter ansteigt, wurde vorsorglich mehr als nötig in Sicherheit gebracht.
Wenn das Wasser sich aus Rheinkassel verabschiedet, dann geht es ans Aufräumen. Das "Kasselberger Gretchen" muss dann erst einmal gut trocknen. Dann wird alles wieder eingeräumt und aufgestellt und der Betrieb nimmt seinen gewohnten Lauf.
"Wohnen am Strom ist schön, wohnen im Strom ist nicht so schön, doch man muss es in Kauf nehmen", sagt Margarete Bast.