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Kölner Wochenspiegel vom 18. April 2001, Autor: unbekannt

Ein neuer "See" im Kölner Norden

Flutungspläne der Stadt für künftige Jahrhunderthochwasser

Schon bald könnte es sein, das sich Benutzer der Neußer Landstraße fragen, wo denn der See zu einer Seite der Straße herkommen mag. Grund ist der Plan der Stadt den Worringer Bruch in zwei Bauabschnitten zum Überflutungsgebiet, einem sogenannten Retentionsraum, zu erklären.
Im Hochwasserfall könnte man so eine kommende Hochwasserwelle auffangen und die Überflutungsgefahr für Städte wie Dormagen, Neuss und Düsseldorf mindern.
Nach langen Machbarkeitsstudien des zuständigen Landesministeriums konnte der für den Hochwasserschutz zuständige Dezernent, Hubertus Oelmann, der Bezirksvertretung Chorweiler nun sowohl den Plan für die Schaffung der künftigen Retentionsflächen, als auch die Ausbesserungspläne für die Dämme im Kölner Norden vorstellen.
Dabei ist die Schaffung des Überflutungsbereichs eine recht langwierige Angelegenheit. Nach der Machbarkeitsstudie werden im günstigsten Falle noch zwei Jahre mit Planungen der Stadt vergehen. Es folgt das Planfeststellungsverfahren, für das ebenfalls zwei Jahre vorgesehen sind und erst danach wird gebaut.
Geplant ist konkret den östlichen Bereich zwischen dem jetzigen Rheindamm und der Bundestrasse auf einer Höhe zwischen dem Orten Fühlingen, Langel und Worringen zum Überflutungsgebiet zu erklären. Dazu muss einerseits die gesamte Bundesstraße angehoben werden, andererseits der bestehende Damm verstärkt und auch ein Überflutungstor geschaffen werden. Entlang der Neußer Landstraße wird dann ein neuer Damm gebaut, der nördlich des Hitdorfer Fährweges an den schon vorhandenen Damm anschliesst.
Da die Maßnahme eigentlich nur den Städten flussabwärts dient und für die Domstadt selbst keinen Nutzen mehr bringt, finanziert das Land den gut 40,5 Millionen teuren Bau komplett, auch wenn die Planungshoheit bei der Stadt liegt. Fertig wird dieser erste Abschnitt bis in das Jahr 2006.
In der zweiten Phase will man dann auch das Gebiet zwischen dem Blumenbergsweg, der Neußer Landstraße und dem Dresenhofweg im Notfall fluten. "Der Notfall, das ist ein Katastrophenhochwasser wie in den Jahren 1995 und 1926," so Oelmann.
Nach der Planung soll die erste Anlage bis zu acht Millionen Liter Wasser aufnehmen. "Erst ab einem Pegel von etwa 10,70 Meter würden wir die Schleusen öffnen und auch das fluten des zweiten Abschnitts würde erst eingeleitet werden, wenn der erste Retentionsraum vollgelaufen ist", erklärt Oelmann der für den Bau des zweiten Abschnittes das Jahr 2020 anvisiert. Bis zu diesem Zeitpunkt will man dann bundesweit so viele Retentionsräume geschaffen haben, dass der Fluss bei Hochwasser um siebzig Zentimeter gesenkt werden kann.
Problematisch in Köln ist dabei sicherlich auch der Verbleib der Anwohner, denn wenn auch im ersten Flutungsbereich keinerlei Wohnbauten stehen, befindet sich doch im zweiten Bereich einige Häuser, darunter eine Tankstelle. Oelmann versprach hier zügig Verhandlungen aufzunehmen.
Die Bezirksvertretungen unterstützten die Planungsaufnahme einstimmig, vor allem nachdem Oelmann zugesichert hatte, dass künftig Hochwasserschutz und Umweltschutz Einhand gehen werden. Kontroverser dagegen wurde über den Entschluss der Stadt diskutiert, die bestehenden Deiche mit Spundwänden auszubessern.
"Derartige Wände halten erst einmal 100 Jahre und wir müssen nicht den ganzen Deich abtragen und in die Natur eingreifen," so Oelmann. Nach den Umbauten, mit dem man schon in diesem Jahr anfangen will, wird der Deich Hochwasser bis zu einer Höhe von immerhin 11,90 Metern auffangen können. Der Kostenpunkt für diesen Umbau auf der Höhe des Retentionsraumes beträgt derzeit rund fünfzehn Millionen Mark. "Ich fürchte das diese Metallwände Einfluss auf die Grundwasserströme haben werden", kritisierte Bodo Tschriner von der SPD. Oelmann wies in diesem Zusammenhang auf eine noch ausstehende Studie der GEW hin. "Außerdem wird sich nach der Umsetzung des Hochwasserschutzprogramms auch nichts daran ändern, dass die Keller der Rheinanlieger voll Wasser laufen," so Oelmann abschließend.