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Neue Revue von 1981; Autoren: Barabara Schmid, Friedhelm Berger; Fotos: Bernd Schmaling

Der Tod kam nach dem Kindergottesdienst

Auto raste in Schülergruppe

Die fünf Kinder standen fröhlich und lachend an der Bushaltestelle in Köln. Dann schlug der Tod unbarmherzig zu. Der Unglücksfahrer wird diese Sekunden nie vergessen.
Die Stimme des Polizisten im Funk überschlug sich: „Notärzte! Wir brauchen Notärzte! Die Kinder sterben uns unter der Hand weg. Schnell, schnell!" Nur ein paar Meter von dem Polizeiauto entfernt lagen ein Mädchen und vier jungen auf der Straße. Blutüberströmt, schreiend vor Schmerzen. Als drei Notarztwagen und sechs Rettungswagen eintrafen, bewegte sich das Mädchen schon nicht mehr: Die 10jährige Gaby Noertemann war tot.
Alle fünf hatten zusammen mit der Klasse 4 b der Kölner Gemeinschaftsgrundschule Merkenich morgens den Kindergottesdienst besucht. Nach der Messe warteten die Schulkinder an einer Haltestelle auf ihren Schulbus. Da geschah es:
In seinem roten Volvo wollte der 46jährige Werkmeister Manfred W. noch einer 35jährigen Hausfrau ausweichen, die in ihrem beigen Opel Kadett direkt auf ihn zukam. Zu spät.
Der 10jährige Ralf sagte kreidebleich zu NEUE REVUE: „Die beiden Autos sind zusammengekracht, und dann - dann ist der Volvo wie ein Blitz in meine Freunde gerast, die an der Haltestelle standen..." Der Volvo kam erst nach 75 Metern zum Stehen. Dicke Tränen liefen Ralf übers Gesicht, als er weitererzählte: „Ich hab' alles von der anderen Straßenseite mit ansehen müssen. Alle wälzten sich schreiend auf dem Boden. Das Blut, ihre Gesichter - ich kann's nie vergessen.
Auf der Straße im Kölner Stadtteil Rheinkassel spielten sich schreckliche Szenen ab. Der Vater der toten Gaby stürzte sich verzweifelt auf seine Tochter, wollte sie an sich drücken und in die Arme nehmen: „Mein Kind, mein Kind!" schrie er. Rettungssanitäter rissen ihn zurück. Selbst einem altgedienten Polizisten liefen die Tränen übers Gesicht.
„Gaby hat vor dem Unglück noch Witze gemacht. Wir haben alle gelacht", schluchzte Ralf. Seine Schulfreunde liegen im Krankenhaus - schwer verletzt. Die Ärzte kämpfen um ihr Leben.
Der Staatsanwalt hat von beiden Autofahrern die Führerscheine sichergestellt. Gegen die Hausfrau und den Werkmeister wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers
Artikel des Kölner Express
Artikel der Kölner BILD